Tim Sund
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Tim Sund (*1971), Jazzpianist und Komponist

Tim Sund zählt zu den vielversprechendsten Vertretern des europäischen Jazz. Seit er Anfang der 90er Jahre von Richie Beirach entdeckt und von der Musikhochschule Köln nach New York geholt wurde, sind inzwischen 11 Alben unter eigenem Namen erschienen, die Sunds homogene musikalische Entwicklung klar dokumentieren und erahnen lassen, was noch alles von dem in Berlin lebenden Pianisten und Komponisten zu erwarten ist.
Ursprünglich aus Hagen in Westfalen, fing Sunds musikalische Laufbahn mit sechs Jahren an, und er begann mit dem Klavierspiel als er acht Jahre alt war. Zunächst rein klassisch gelernt, entdeckte er den Jazz mit 15. Schon bald nahm er an Meisterklassen und Workshops teil mit bekannten Pianisten wie Joanne Brackeen, Walter Norris, Bob Degen und Richie Beirach und gewann 1988 den 1. Preis bei Jugend Jazzt NRW.
Als ihn Richie Beirach 1993 zu einem Privatstudium nach New York einlud, studierte Sund schon an der Musikhochschule Köln bei Frank Chastenier, war u.a. als Sideman mit dem amerikanischen Saxophonisten Ernie Watts unterwegs und hatte inzwischen sein Debutalbum About Time (LK 93-043) aufgenommen.
Während seines Studiums bei Beirach brachte er seine zweite CD Borderlands heraus (Luxaries Records, LUX 9404) - ein Duo mit dem Saxophonisten Claudius Valk - die von Beirach selbst produziert wurde.
Nach seinem Abschluß an der Kölner Musikhochschule 1995 folgte ein Magisterstudium in klassischer Komposition bei Ludmila Ulehla an der Manhattan School of Music. Währenddessen tauchte Sund in die bunte Neue Musik Szene New Yorks ein, komponierte u.a. das Klavierkonzert Towards the Lotus Shrine und führte gemeinsam mit Claudius Valk Ulehla's Sonata for Improvisation in urauf. Doch auch dem Jazz kehrte er in dieser Zeit nicht ganz den Rücken zu: die wöchentlichen Sessions in dem Apartment eines deutschen Mediziners und Jazzfreaks in Spanish Harlem, die oftmals die ganze Nacht andauern sollten, wurden zum Versuchslabor einer Gruppe von Musikern, aus dem letztendlich auch Sunds neues Ensemble, das Tim Sund Quintett, hervorging, das sich zusammensetzte aus Joel Frahm (Saxophone), Gregor Huebner (Violine), Mark P. Brown (Bass) und Andreas Griefingholt (Drums).

Vor seiner Rückkehr aus New York nahm Sund im Sommer 1997 mit dieser Formation noch das Album ...In the Midst of Change auf (Nabel 4679), das ihm dann auch hierzulande größere Aufmerksamkeit einbrachte. David Liebman schrieb derzeit in den Liner Notes der CD:
"With first class musicians who play together in an almost seamless interactive manner and the great writing, the listener is subject to a feast of moods, passion and feeling."
Seit Herbst 1997 in Berlin, ist Tim Sund regelmäßig mit seinem Quintet unterwegs gewesen. 1999 übernahm der Portugiese Carlos Bica die Bassistenrolle. Die zweite Quintett-CD The Rains from a Cloud do not wet the Sky (Nabel 4686) erschien 2000.
Zwischenzeitlich (1999-2001) schrieb Sund an einem umfassenden Werk für großes Orchester und Jazzquintett, das vom Senat der Stadt Berlin in Auftragt gegeben wurde (Time/Window/Memory).
Im Jahr 1999 erschien ebenso die vielbeachtete CD Erika Rojo & Tim Sund - Das Lied (Nabel 4684) auf der Lieder von Schubert, Schumann, Manuel de Falla und Vaughan Williams, mit mehr als nur einer Brise Jazz angereichert, in neuem Licht erscheinen.

2002 kam das Trioalbum Trialogue (Nabel 4692) heraus, auf dem Sund gemeinsam mit Martin Lillich (bass) und Michael Kersting (drums), zwei renommierten Kollegen der deutschen Jazzszene, zu Werke geht.
Auf seinen bisherigen Veröffentlichungen stehen Sunds Eigenkompositionen im Vordergrund, auf diesem Trioalbum nun aber bezieht er erstmalig fremdes Material mit ein.
"Das Trio zeigt ein Höchstmaß an Kommunikationsfreude und Formwillen im luftleeren Raum", so Josef Engels in der Berliner Morgenpost.
Und Richie Beirach schreibt in den Liner Notes zur CD: "This is his breakthrough recording! This is a real trio record... truly group music... both familiar yet new... one of the most creative arrangements of my recent memory... has caused sparks to fly everywhere... delightfully surprising... extremely spontanious and joyously burning! We need this music now more than ever before."
Im Frühjahr 2002 war Sund gemeinsam mit Schlagzeuger Michael Kersting und den Amerikanern Tom Christensen (saxophones, English horn, alto flute) und Ben Allison (bass) für Nabel Records in New York erneut im Studio und spielte das Album Americana (Nabel 4697) ein. Im Anschluß gastierte das Quartett sowohl auf dem Fieldston Jazz Festival, als auch im New Yorker Cornelia Street Café.

2004 wurde das Quartett neuformiert zu einer Art klassischem Kammerensemble: Christensen (Oboe, English Horn, Alto Flute & Bass Clarinet), Sund (Piano), Tomas Ulrich (Cello) und Michael Kersting (Percussion). Sund und Christensen komponierten ein komplett neues Programm an spannender Musik an der Schnittstelle zwischen Klassik und Jazz, die dann auch für den RBB (Radio Berlin Brandenburg) aufgenommen wurde.

Im Herbst 2006 nahmen Sund und Christensen diese Musik noch einmal  im Trio mit Tomas Ulrich für Nabel in New York auf, woraus das Album Kailash entstand. Das Trio tourte im Herbst 2007 durch Deutschland und gastierte u.a. im Festspielhaus Hellerau im Rahmen der Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik.

2004 begann Sund sich außerdem auf das Soloklavier zu konzentrieren und nahm 2005 sein Soloalbum As Dark As The Sun (Nabel 4706) auf, das in diesem Frühjahr bei Nabel erschienen ist, begleitet von einem Notenband mit der gesamten Musik der CD (Tim Sund - As Dark As The Sun - The Complete Compositions And Transcriptions For Solo Piano).

Auf Einladung der Deutschen Botschaft und des Goethe-Instituts trat Sund 2006 mit seinem Soloprogramm beim EuroJazzFestival in Mexico Stadt auf, gefolgt von einer Konzertreise quer durch das Land. Als er 2007 erneut eingeladen wurde, diesmal um das EuroJazzFestival zu eröffnen, nahm er den großartigen Berliner Jazzsänger Daniel Mattar mit auf die Reise, das Duoalbum A Mexican Story im Handgepäck.

2008 entstand bei Sund die Idee für ein langfristigeres Bandprojekt, um seine frühen Rockeinflüsse sowie die Verwendung von Elektronik und Keyboards mit einzubeziehen. 2009 war es so weit: er gründete seine neue Band THE MIGHTIEST EVER mit Valentin Gregor (violin), Christian Kappe (trumpet & flugelhorn), Guilherme Castro (electric bass) and Kai Schoenburg (dr).

Nachdem die Band zunächst ausschließlich in der Berliner Region aufgetreten war, nahm sie im Herbst 2011 ihr Debütalbum "NOW" für ESC Records auf.
Seitdem breitet sich der Auftrittsradius zunehmend auf die ganze Republik aus. Im Herbst 2014 wird eine Live DVD produziert werden und ein weiters Studioalbum ist für 2015 geplant.


Sund ist sich seiner pianistischen Einflüsse bewusst von u.a. Herbie Hancock, Bill Evans, Chick Corea, Paul Bley, McCoy Tyner, Keith Jarrett, Richie Beirach und Lyle Mays. Er bezieht sich jedoch auch auf die Errungenschaften der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts, und ist dabei, seine persönliche, unverwechselbare musikalische Stimme mehr und mehr herauszuschälen. Neben der Musik von Strawinsky, Alban Berg und Takemitsu fühlt sich Sund insbesondere zu amerikanischen Komponisten wie Charles Ives, Carl Ruggles, Barber, Morton Feldman, John Cage und Steve Reich hingezogen.


Nicht unwesentlich sind zwei große amerikanische Musikerpersönlichkeiten an Sunds Entwicklung beteiligt gewesen: die Komponistin Ludmila Ulehla, die man als so etwas wie die amerikanische Antwort auf Nadja Boulanger bezeichnen könnte und der Jazzpianist Richie Beirach, aus dessen Schule u.a. auch die Pianisten Joey Calderazzo, Lynne Arialle und Rachel Z. hervorgegangen sind.


Sunds kompositorisches Werk umfasst bereits neben weit über hundert Jazzkompositionen von Soloklavier bis 10-köpfiges Jazzensemble auch mehrere Kompositionen für Orchester, eine Kammeroper, Lieder und Kammermusik.
Seine musikalische Welt ist geprägt durch den ständigen Balanceakt zwischen kompositorischer Dichte und improvisatorischer Freiheit - eine Komposition so weit auf ihre Essenz zu bringen, dass möglichst viele Wege der Improvisation offen stehen.
Aus diesem Grunde sind für ihn die Rolle des Pianisten und die des Komponisten eng miteinander verflochten. Es würde ihm schwer fallen, dem einen oder dem anderen den Vorrang zu geben. Im Gegenteil: beides, das Klavierspiel und die Komposition, entwickelt sich parallel zueinander weiter und steht unter ständigem gegenseitigen Einfluss, so dass die Unterscheidung letztlich unnötig ist, weil nur eins übrigbleibt: Musik.


Tim Sund leitet den Fachbereich Tasteninstrumente an der Musikschule Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin und unterrichtet dort im Bereich der Studienvorbereitung Jazz die Fächer Klavier, Theorie, Gehörbildung, Musikgeschichte und Ensemblespiel.

(August 2014)

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